Rekord für die Ewigkeit?

15. April 2025

Mykolas Alekna pulverisiert Diskus-Weltrekord - Lukas Weißhaidinger kommentiert

"Hut ab, man kann Mykolas Alekna zu diesem Ausnahmewurf nur gratulieren", kommentiert Vize-Europameister Lukas Weißhaidinger den neuen Diskus-Weltrekord, geworfen in Ramona im US-Bundestaat Oklahoma, auf einem Acker, den sie Millican Field nennen. "Dass Mykolas trotz seiner jungen 22 Jahre für Weltrekorde gut ist, wusste man seit letztem Jahr. Die neue Bestmarke von 75,56 m hat mich dann doch ziemlich überrascht. Das ist eine Weite, mit der so nicht zu rechnen war." Im nachstehenden Kurz-Interview versucht der ÖLV-Rekordhalter (Weite: 70,68 m, aufgestellt am 19. Mai 2023 in Schwechat) die Geschehnisse vom Sonntag einzuordnen.

Wenn man auf die Welt-Jahresbestenliste schaut, dann sind die Top-9 ausnahmslos Werfer, die bei den zwei Meetings in Ramona am Start waren, Weltrekord und die zweitbeste Weite aller Zeiten (Matthew Denny/74,78 m) inklusive. Was denkst du dir, wenn du die Ergebnisse vom 10. und 13. April analysierst?

Lukas Weißhaidinger: "Unfassbar, so eine Weitenjagd hat es in dieser Form noch nie gegeben: Sechs Werfer haben in Oklahoma die 70-m-Marke geknackt, von den zwei weitesten Würfen jenseits der 75 bzw. 74 Meter erst gar nicht zu reden. Wenn du mir das letzte Woche angekündigt hättest, hätte ich dich ausgelacht und für verrückt erklärt. Als ich dann das Video vom Weltrekord gesehen habe, dachte ich mir: O.k., vergleichbar günstige Bedingungen hattest du in Schwechat erst einmal in deinem Leben. Da haben die Fahnen im Wind ähnlich verrückt gespielt wie am Sonntag in Ramona. Damals, im Frühsommer 2022, habe ich das erste Mal im Training die 70-Meter-Marke geknackt. In einem Wettkampf hatte ich solche Jahrhundert-Bedingungen noch nie, nicht einmal bei meinem Rekordwurf 2023. Da war es, im Vergleich zu Sonntag in Ramona, beinahe windstill. Trotzdem kann man Mykolas zu dieser Weite nur gratulieren, das gilt im gleichen Maße auch für Matthew Denny und seine 74,78 m. Dass die beiden zu den Top-Leuten unserer Zunft zählen, weiß man. Aber klar ist auch: In einem windgeschützten Stadion, sprich bei Olympia, in der Diamond-League, bei einer WM oder EM, sind derartige Weiten aktuell nicht annähernd machbar. "

Stand für dich ein Start in Ramona zur Diskussion?

Weißhaidinger: "Die Organisatoren haben mich zweimal, für Donnerstag und Sonntag, eingeladen, sehr nette, sympathische Leute. Aber Coach Gregor Högler und ich haben uns vor Trainingsstart klar dafür ausgesprochen, in der Saisonvorbereitung für 2025 an weiteren Technik-Feinheiten zu arbeiten, um für die nächsten Jahre – speziell für Olympia 2028 in L.A. - gerüstet zu sein. Die aktuelle Rekordjagd passt da so gar nicht in unseren Zeitplan. Aber nächstes oder übernächstes Jahr, wenn die Umstellungen gefestigt sind, könnte ich mir einen Start in Ramona durchaus vorstellen. Natürlich würde es mich reizen, meinen aktuellen ÖLV-Rekord nochmals anzugreifen. Und da stünden die Chancen in Ramona im April oder Mai sicher nicht schlecht, wie man am Wochenende eindrucksvoll gesehen hat. Aber heuer hat für mich die WM in Tokio im September klare Priorität. Schauen wir mal, wer dann lacht…"

Die Organisatoren von Ramona haben Alekna für den Weltrekord 15.000 Euro gezahlt. Wieviel wäre für dich drinnen gewesen?

Weißhaidinger: "Die Prämien waren öffentlich ausgeschrieben: 1.500 Dollar für den Sieg, 5.000 für einen nationalen Rekord, 15.000 für den Weltrekord. Aber wie gesagt: Heuer stand das für mich nicht zur Diskussion. Ich hoffe, sie laden mich nächstes Jahr wieder ein..."