"Ohne Laser kein Bronze!"

10. August 2018

Lukas Weißhaidinger und Gregor Högler mit ihrer persönlichen EM-Bilanz:

Diskus-Ass Lukas Weißhaidinger holte mit Bronze in Berlin die erste EM-Medaille für Österreich (bei den Herren) seit 1990. Der 26-jährige Oberösterreicher und ÖLV-Sportdirektor Gregor Högler am Tag nach dem Diskus-Finale im Doppel-Interview.

Wie fühlt sich Dich diese erste Medaille bei einem Großereignis für Dich persönlich an?

Lukas Weißhaidinger: "Das kann ich erst um 23.15 Uhr, nach der Siegerehrung am Breitscheidplatz, wirklich beantworten. Bis jetzt habe ich nur ein Holz-Modell der Medaille gesehen. Aber die Erleichterung ist groß, endlich ein wichtiges Ziel erreicht zu haben. Aber keine Angst: Das war sicher noch nicht alles. Ich will bei einem Großereignis auch mal ganz oben stehen, d.h. gewinnen. Gestern waren Andrius Guzius und Daniel Stahl für mich noch außer Reichweite. Beim nächsten Mal soll sich das ändern."

Wie sieht das der Trainer?
Gregor Högler: "Mit einer Medaille wirft es sich definitiv unbeschwerter. Und wir werden wohl noch leichter in die Diamond-League-Starterfelder hineinrutschen. In erster Linie ist es aber eine Bestätigung unserer Arbeit - und das kann ich sagen: Wir leisten seit 3 Jahren beinharte Knochenarbeit!"

Wann war Dir bewusst,  jetzt habe ich Bronze sicher?
Weißhaidinger: "Nach dem Wurf von Robert Harting - ich hab' mich zuerst am Boden fallen lassen, bin dann rüber zu meinem Fanklub. Es war unbeschreiblich. Alle hatten Tränen in den Augen, waren vor Glück sprachlos. Mein Vater hat nur gesagt: Noch einmal tu' ich mir so etwas Nervenaufreibendes nicht mehr an."

Konntest Du die Medaille schon ein bisschen feiern?
Weißhaidinger: "Ich habe mit meinem Fan-Klub, d.h. mit meinen Eltern, Freundin Hanna, Bruder Hansi, Coach Gregor Högler, Assistenztrainer Sepp Schopf usw., im Hotel bis 3 Uhr früh geplaudert, zwei, drei Bier getrunken. Wir waren alle mitgenommen und eigentlich erledigt. Es war schön, den Abend auf diese Weise ausklingen zu lassen. Langsam dämmert dir, was du da erreicht hast. Und es war überraschend, wie viele Deutsche mich angesprochen und mir gratuliert haben. Der Stellenwert der Leichtathletik ist hierzulande richtig groß."
                                     
Högler: "Ich hab' mit Lukas und seiner Familie auf die Bronzemedaille angestoßen, dann aber schon wieder an die nächsten Wettkämpfe gedacht. Wie gesagt: Stillstand ist Rückschritt - und mit dem Diamond-League-Finale in Brüssel steht uns der am höchsten dotierte Wettkampf noch bevor! Dazu kommt, dass ich als Sportdirektor auch für alle anderen Athleten verantwortlich bin. Da blieb - ehrlich gesagt - nicht viel Zeit zum Feiern."

Was war anstrengender, die Qualifikation oder das Finale?
Weißhaidinger: "Für mich ganz klar die Qualifikation - da habe ich eigentlich nicht mehr damit gerechnet, es ins Finale der besten Zwölf zu schaffen. Das wäre eine Riesenenttäuschung gewesen und jetzt stehe ich einen Tag später als Medaillengewinner da - eigentlich verrückt."

Högler: "So eine Qualifikation will ich - wenn möglich - nie wieder erleben. Aber es zeigt, auf welchem schmalen Grad wir uns bewegen. Luki wirft die neue Technik erst seit letztem Herbst. Das ist noch kein Selbstläufer. Die Stabilität wird erst in 5.000 oder 10.000 Würfen kommen!"

Wie wichtig ist diese Medaille für die österreichische Leichtathletik?
Högler: "Wir haben in der Südstadt seinerzeit eine Halle fürs Wintertraining bauen lassen - und Ivona Dadic hat 2016 die erste Medaille geholt. Dann haben wir um ein Wurffeld für Luki angesucht - jetzt hat er EM-Bronze. Wir arbeiten im Verband seit Jahren sehr professionell und wir verbessern schrittweise die Rahmenbedingungen für unsere Top-Athleten. Jetzt beginnt sich das immer mehr auszuzahlen."

Weißhaidinger: "Durch das Olympia-Projekt für Tokio 2020 hat sich die medizinische Betreuung stark verbessert, ich bin 2 x am Tag beim Physio, wir haben einen Laser für therapeutische Behandlungen, dazu ein Kühlbecken samt Wärmepumpe um 10.000 Euro usw. Ohne diese Anschaffungen, ohne dieses Umfeld hätte ich mit meinem lädierten Knöchel hier in Berlin wahrscheinlich nicht einmal antreten können! So ehrlich muss man sein."