Neuer Wurfstil, altbekannte Ziele

19. Mai 2025

Saison-Ausblick auf die WM-Saison 2025 - ÖOC-Medientermin im BSFZ Südstadt

Sein Name bürgt seit Jahren für Qualität und Beständigkeit: Diskus-Ass Lukas Weißhaidinger steht vor seiner nunmehr achten Diamond-League-Saison bzw. sechsten WM-Teilnahme (Tokio/13. – 21.09.). Das Wohnzimmer im heimatlichen Taufkirchen zieren vier exklusive Medaillen (Olympia-Bronze 2021, WM-Bronze 2019, EM-Bronze 2018, dazu EM-Silber 2024 aus Rom), im Lebenslauf hat der 33-Jährige neun Staatsmeistertitel stehen. Der Erfolgsrun soll auch 2025 seine Fortsetzung finden. Mit weiteren Titeln, Rekorden und Medaillen darf gerechnet werden.

Verkehrte Welt? Den Namen von Lukas Weißhaidinger sucht man in der Welt-Jahresbestenliste 2025 noch vergeblich. Der Diskus-Vize-Europameister zählte in den letzten acht Jahren ununterbrochen zum Kreis der Top-10. In anderen Worten: 2.848 Tage lang. Die aktuelle Rekordmarke von 70,68 m hievte den Oberösterreicher im Vorjahr auf Rang vier des World-Athletics-Rankings, 2019 fand er sich zum Saisonende auf Platz drei wieder (68,14 m). Mitte Juni, beim Diamond-League-Meeting in Stockholm (15.06.), will der Oberösterreicher eine erstes Ausrufezeichen setzen.

Aber die Latte liegt so hoch wie nie: „Die ersten elf Plätze nehmen – Stand: Mai – nur Werfer ein, die an den Einladungs-Meetings in Ramona/USA im April teilgenommen haben. Wer unter die Top-10 will, muss 69,61 m werfen. Das ist bei einem normalen Meeting, in einem herkömmlichen, einigermaßen windgeschützten Stadion eine mehr als anspruchsvolle Aufgabe. Was mich positiv stimmt: meine Trainingsleistungen waren zuletzt sehr ansprechend, die Formkurve steigt“, weiß der 1,97-m-Hüne.

An einer fehlenden Einladung für Ramona lag es jedenfalls nicht. Die US-Meeting-Organisatoren hatten wiederholt versucht, den rot-weiß-roten Vorzeige-Athleten zu einem Antreten zu überreden. „Wir hatten einen anderen Plan: Gregor (Trainer Högler, Anmerkung der Redaktion) und mir war wichtiger, die Technik-Umstellung voranzutreiben. Wir setzen künftig auf noch mehr Andreh- und Abwurfgeschwindigkeit. Der neue Wurf-Stil fühlt sich mit jedem Training selbstverständlicher bzw. natürlicher an. Auch die Weiten werden zusehends besser. Wir sind für Los Angeles 2028 definitiv am richtigen Weg.“

Einschneidende Veränderungen gab’s auch im privaten Bereich: Lukas durfte sich mit Freundin Hanna über die Geburt von Tochter Lola freuen, dazu ist der Jung-Papa seit Anfang des Jahres mit dem Hausbau beschäftigt. „Das waren zwei weitere gute Gründe, die Einladung nach Oklahoma in diesem Jahr abzulehnen. Wenn’s nach mir geht, würde ich es gerne nächstes Jahr versuchen… Bei gutem Wind wirfst du dort locker vier Meter weiter als bei gewohnten Stadion-Bedingungen“, betont der Oberösterreicher.

Noch vier Wochen bis zum Saison-Start: „Wir haben uns entschieden, mit dem Saison-Einstieg länger zuzuwarten und sind damit in guter Gesellschaft“, erzählt der Weltranglisten-Fünfte. Weltrekordler Mykolas Alekna, Ex-Weltmeister Andrius Gudzius (beide LTU) und Olympiasieger Roje Stona (JAM) verzichteten allesamt auf die Reise zum Diamond-League-Kick-off in Doha, stattdessen trifft man sich zum ersten richtigen Showdown erst am 15. Juni in Stockholm (SWE). „Wir können uns jetzt ganz ohne Zeitdruck auf den Wettkampf-Einstieg vorbereiten und Luki gewinnt Zeit, sich ans Papa-Sein zu gewöhnen“, meint Gregor Högler. Der Olympia-Dritte von Tokio dazu: „Als die Frage aufkam, ob wir für Doha absagen, musste ich – ehrlich gesagt – nicht lange überlegen. Es ist vernünftiger so! Ich habe, den privaten Stress durchaus unterschätzt.“

An den ehrgeizigen Zielen des ÖLV-Rekordhalters ändert das freilich nichts: „Die EM-Silbermedaille in Rom hat mir gezeigt, dass ich noch immer für Medaillen gut bin. Ich freue mich auf ein volles Stadion – bei den Spielen 2021 waren Zuschauer Pandemie-bedingt nicht erlaubt, diesmal ist das Olympiastadion am Diskus-Finaltag schon restlos ausverkauft. Die Stimmung wird top sein.“ Entsprechend groß ist schon jetzt die Vorfreude.

140 km – Wien – St. Pölten – Wien

Mehr als 2.200 Diskus-Würfe sowie rund 4.300 Würfe mit Medizinbällen und anderen Wurf-Gegenständen stehen bis zur WM im September noch auf dem (Trainings-) Programm. Wenn man die Weite aller Diskus-Würfe der nächsten vier Monate addiert, ergibt sich eine prognostizierte Flug-Distanz von gut 140 Kilometern, das entspricht der Strecke Wien – St. Pölten und retour.

Ab Juni wird Lukas Weißhaidinger unter der Woche in der Südstadt trainieren, um die Wurftechnik bis ins letzte Detail optimieren zu können. „Ich bin zuversichtlich, im September top in Form zu sein.“ Wie gesagt, die ehrgeizigen Ziele hat sich der Jung-Vater bewahrt.