"Ich war richtig zornig!"

02. Februar 2019

Lukas Weißhaidinger & Gregor Högler über den Saisonstart in Berlin

Lukas Weißhaidinger darf mit dem Saisonstart in Berlin durchaus zufrieden sein. Mit 63,06 m den Olympiasieger Christoph Harting besiegt und den Vorjahrstitel beim größten LA-Hallen-Meeting der Welt verteidigt. Dabei hätte der 26-jährige Oberösterreicher durchaus noch weiter werfen können. Kurios: Nach dem 1. Wurf war der ÖLV-Diskus-Rekordhalter plötzlich ohne Diskus dagestanden. Lukas Weißhaidinger und Coach Gregor Högler im ausführlichen Interview über den verrückten Saisonstart beim Istaf Indoor.

Vorjahrssieg bestätigt, Stars wie den Olympiasieger geschlagen. Besser hätte das Wettkampfjahr 2019 für Euch nicht beginnen können, oder?

Lukas Weißhaidinger: "Es klingt komisch: Aber es war für mich ein katastrophaler Wettkampf. Nach dem ersten Wurf war plötzlich mein Diskus weg - er prallte nach der Landung über die Tartanbahn hinaus unter die Tribüne, war lange unauffindbar. Ich musste kurzerhand auf einen ungewohnten Diskus zurückgreifen. Das fühlt sich so an, als ob sie dir beim Tanzen plötzlich die Partnerin wegnehmen. Ich war richtig zornig, hatte Mühe, mich auf die restlichen Durchgänge zu konzentrieren. Noch dazu, wo ja das Format ohnehin ungewohnt war. Mit den vier Duellen Frau gegen Mann."

Gregor Högler: "Wir haben das Training zuletzt nur geringfügig zurückgefahren und noch dazu ist der Saisonaufbau diesmal auf die WM im Oktober in Doha ausgerichtet. Die richtige Form muss 4 Wochen später als gewohnt kommen. Deshalb sind wir jetzt noch mittendrin im Maximal-Kraft-Training. Letztes Jahr waren wir da schon weiter. Unter diesen Umständen 63,06 m zu werfen, kann sich wirklich sehen lassen. Damit hätte ich ehrlich gesagt nicht gerechnet."

Weißhaidinger: "Mein Gefühl: Ich hätte eigentlich mehr draufgehabt, auch einen Wurf über 64 m. Andererseits: Den Olympiasieger und Lokalmatador zu schlagen, hier wieder zu gewinnen - vor 12.600 Fans. Das ist schon sehr speziell."

Welches Zeugnis gebt Ihr dem neuen Format, dem Duell Mann gegen Frau?

Weißhaidinger: "Durch die Aufregung um den Diskus hab' ich Frau-Mann-Duelle gar nicht so im Detail wahrgenommen. Die Stimmung war einmal mehr unglaublich. Und es war durch die Punkterechnung spannend bis zum Schluss. Das ISTAF Indoor ist einfach das größte LA-Hallenmeeting der Welt. Es gibt nichts Vergleichbares!"

Högler: "Ohne die Extrapunkte für die Hallen-Bestleistung von Nadine Müller hätte es nach 4 Runden und 16 Mann-Frau-Duellen ein Unentschieden gegeben. Es war richtig spannend. Dass man die Leistungen nur bedingt vergleichen kann, weil der Damen-Diskus die Hälfte wiegt, spielt da keine Rolle. Luki hat den Olympiasieger Christoph Harting und zwei andere Weltklasse-Athleten geschlagen. Das zählt!"

Trotz aller Show gab's nachher Doping-Kontrollen, sogar Bluttests. Wie gehst Du damit um?
Weißhaidinger: "Das gehört zum Job. Ich finde das gut, ich will einen sauberen Sport, also braucht es Kontrollen. Egal wann!"