Fahrplan stimmt

02. Juli 2021

Sonntag, Stockholm: Nächster Diamond-League-Showdown

Ausschlafen war nicht: Diskus-Rekordhalter Lukas Weißhaidinger und Coach Gregor Högler stiegen Freitagfrüh mit einem Lächeln in den Flieger nach Stockholm. Der dritte Rang bei den Bislett Games in Oslo - mit einer Weite von 65,67 m - war mehr, als man angesichts der auf Hochtouren laufenden Olympia-Vorbereitung erwarten durfte. Am Sonntag steht in Stockholm gleich das nächste Diamond-League-Meeting auf dem Programm (ab 14 Uhr, das Diskuswerfen der Männer ist für 16.45 Uhr angesetzt). Das Starterfeld in Schweden ist noch stärker einzuschätzen als jenes von Donnerstag.  Die Erwartungshaltung ist weiter bescheiden: "In Oslo hatte ich einen guten Wurf. In Stockholm sollten es dann schon zwei oder drei gute sein. Das wäre mein Plan", meint der 29-jährige Oberösterreicher. Was aufgrund des intensiven (Kraft-) Trainings noch fehlt, ist das richtige Timing beim Abwurf. Das rot-weiß-rote Erfolgsduo im Interview:

Wieviel Selbstvertrauen gibt dieser 3. Platz beim Diamond-League-Auftakt?
Lukas Weißhaidinger: "Beim Einwerfen war ich noch sehr skeptisch. Da wäre ich schon mit einer Weite um die 63 m zufrieden gewesen. Mir fehlt in dieser Aufbauphase für Olympia noch der richtige Rhythmus. Ich bin beim Abwurf nicht ganz in der Spur, d.h. das Spiel der Kräfte funktioniert nicht wie gewünscht. Da heißt es, vor Tokio möglichst ruhig bleiben. Aber wenn du bei einem Diamond-League-Meeting stehst, ist cool bleiben gar nicht so einfach."
Gregor Högler: "Diskuswerfen funktioniert ein bisschen wie ein Raketen-Start. Die verschiedenen Stufen müssen zum richtigen Zeitpunkt zünden. Beim Diskuswerfen fungieren die Beine als erste Stufe, die Hüfte ist Stufe zwei und der Oberkörper Stufe drei. Ich als Trainer bin jedenfalls hochzufrieden: Das Timing darf aktuell noch gar nicht passen. 4 Wochen in Hochform zu werfen, ist schwierig bis unmöglich. Deshalb haben wir den zweiten Formaufbau eingeschoben. Erst Ende Juli in Tokio soll Lukas wieder zu 100 Prozent in der Spur sein."

5.000 Zuschauer waren in Oslo erlaubt. Wie hast Du die Stimmung erlebt?
Weißhaidinger: "Die Stimmung war schon beim Diskuswerfen richtig gut. Aber beim 400-m-Weltrekord von Karsten Warholm über 400 m Hürden sind die Norweger richtig ausgeflippt. So oft war ich noch nicht live bei einem Weltrekord dabei. Ich habe gerade Interviews gegeben, hab' den Rekordlauf am TV-Monitor verfolgt. Es war ein richtiger Gänsehaut-Moment!"

Das Wettkampf-Format ist neu. Die besten Drei qualifizieren sich für ein finales Showdown. Es geht wieder bei Null los. Macht das Sinn?
Weißhaidinger:
"Man soll neue Dinge nicht sofort ablehnen. Ich hoffe, wir Werfer werden bei der Beurteilung in jedem Fall miteinbezogen. Ich bin skeptisch, ob es in den technischen Disziplinen Sinn macht. Stell' Dir vor, einer wirft Weltrekord im 3. Versuch und wird dann am Ende nur Dritter. Ist das richtig und nachvollziehbar? Ich glaube nicht..."

Eine Frage, die man in diesen Tagen stellen muss: Wie streng war das COVID-19-Protokoll? Wie groß waren die Einschränkungen?

Högler: "Es war schon ein guter Test für Tokio. Die Vorschriften waren strikt. Wir mussten im Hotel bleiben, durften nur zum Wettkampf raus. Was ich vorher noch nie erlebt habe: Wir wurden beide von den Gesundheitsbehörden am Handy angerufen und über die Einschränkungen und Regeln persönlich informiert. In zwei Tagen wurden wir dreimal getestet. Also viel strenger geht nicht mehr."

Wie lässt sich die Zeit bis Sonntag nützen?
Weißhaidinger: "Wir werden uns meine Würfe in Oslo ganz genau auf Video anschauen und analysieren. Damit ich dem richtigen Rhythmus in Stockholm schon wieder ein paar Schritte näher komme."

Wie optimistisch seht Ihr dem Meeting am Sonntag in Stockholm entgegen - im "Wohnzimmer" von Weltmeister Daniel Stahl?
Weißhaidinger: "Ich würde mir eine bessere Serie und mehr Konstanz wünschen. Aber Wunderdinge darf man von mir auch am Sonntag nicht erwarten."
Högler: "Der Olympia-Dritte Daniel Jasinski (GER) rutscht ins Starterfeld, auch Alex Rose aus Samoa. Die Stars sind wieder mit dabei: Weltmeister Stahl, Vize-Weltmeister Dacres, Ex-Weltmeister Gudzius und der Slowene Ceh. Nominell ist Stockholm noch besser besetzt als Oslo. Also Platz fünf ist wieder die (Minimal-) Vorgabe, noch einmal Rang 3 wäre angesichts der Umstände sensationell!"

 

Foto-Copyright: IAAF/Matthew Quine