Alles läuft nach Plan

10. Juni 2022

Am Tag nach Rom: Lukas Weißhaidinger im Interview

Freitag, kurz vor 15 Uhr, sind ÖLV-Diskus-Rekordhalter Lukas Weißhaidinger und Coach Gregor Högler - von Rom kommend - im schwedischen Sollentuna gelandet. Dort steigt am Sonntag ein Continental-Tour-Meeting - u.a. mit Olympiasieger Daniel Stahl und Silbermedaillengewinner Simon Pettersson. Das Meeting 75.000-Einwohnerstadt, 13 km nördlich von Stockholm gelegen, ist bekannt für Weiten jenseits der 70-m-Marke. Den Stadionrekord hält Olympiasieger, Weltmeister und Weltranglisten-Leader Stahl mit imposanten 71,29 m. Prominenter Abwesender in Schweden: Kristjan Ceh (SLO), zuletzt 3-facher Diamond-League-Sieger und Nummer 1 der Welt-Jahresbestenliste, steht nicht im achtköpfigen Starterfeld.

Wie geht's Dir am Tag nach dem 2. Diamond-League-Rang von Rom mit sehr guten 68,30 m?
Lukas Weißhaidinger: "Ich merke die Reisestrapazen, habe in der Nacht nicht einmal fünf Stunden geschlafen, um 6 Uhr früh musste ich schon wieder aufstehen, um 7 Uhr ging's mit dem Shuttle zum Flughafen. Der linke Wadenmuskel ist ein bisschen verhärtet und tut weh, den werde ich in Schweden unbedingt behandeln lassen. Aber abgesehen von der Müdigkeit und der Wade geht's mir super. In Rom lief alles nach Wunsch. Ich habe mich von Wurf zu Wurf gesteigert. 68,30 m ohne Windunterstützung im Stadion zu werfen, das können nicht viele. Damit kann ich sehr gut leben. Mir hat bei den ersten zwei Diamond-League-Meetings in Birmingham und Rabat der Flow gefehlt. Diese Art von Feingefühl, der richtige Wurfrhythmus war in Rom eigentlich ab dem 2. Versuch da. Ab dann lief alles wie am Schnürchen..."

Wie beurteilst Du die Form von 3-fach-Diamond-League-Sieger Kristjan Ceh?
Weißhaidinger: "Er schockt die Konkurrenz mit seinen Würfen. Aber ich bin das mittlerweile gewohnt. Ich weiß, dass ich auch jederzeit für einen 70-m-Wurf gut bin. Auch wenn ich das bis jetzt im Wettkampf noch nicht zeigen konnte. Und dann wird's spannend, wie Ceh und Stahl auf einen weiten Wurf von mir reagieren. Die sind das definitiv nicht so gewöhnt wie ich. Also ich würde sagen: Ja, Ceh ist der Mann, den es bei WM und EM zu schlagen gilt. Aber ich weiß, dass ich vorne mitmischen kann. Ich bin für die WM in Eugene jedenfalls sehr optimistisch, ich habe dort sehr gute Karten."

Du warst jetzt schon 5-mal Zweiter in der Diamond-League. Wann darf man mit deinem 1. Sieg rechnen?
Weißhaidinger: "Sicher nicht so bald. Ab kommenden Montag läuft für mich die unmittelbare WM-Vorbereitung für Eugene an, d.h. ich habe noch eine Reihe von richtig intensiven Trainingseinheiten, um in den USA top in Form zu sein. Am 30. Juni, beim 4. und letzten Diamond-League-Qualifikations-Meeting in Stockholm, werde ich von der Papierform her nicht um den Sieg mitkämpfen können. Da zählt für mich die WM-Vorbereitung mehr."

Wie bewertest Du Deine bisherigen Saison-Auftritte (ÖLV-Rekord, die Plätze 2, 4, 5 in der Diamond-League) persönlich?
Weißhaidinger: "Auf einen kurzen Nenner gebracht: Ich werfe jetzt Weiten ohne Windunterstützung, die ich im letzten Jahr nur mit Wind geschafft habe. Ich bin signifikant beser geworden - das überrascht mich ehrlich gesagt selber. Weitenmäßig bin ich ca. 1,5 Meter stärker als 2021."

Eine Frage an den Trainer: Was darf man sich in Sollentuna von Lukas erwarten?
Gregor Högler: "Lukas ist in Top-Form, das steht außer Frage. Aber wie müde und ausgelaugt er am Sonntag sein wird, lässt sich schwer voraussagen. Wenn alles, wirklich alles optimal läuft, ist ein weiterer Rekord möglich."